Effizientes Lernen: So holst du das Maximum aus deinen Lernsessions!
Lerntipps gibt es zwar wie Sand am Meer, aber bisher hast du es einfach nicht geschafft, deine Lernsessions wirklich effektiv zu gestalten? Mit den folgenden teils überraschenden Kniffen wollen wir mangelnder Konzentration, der ach so beliebten Prokrastination sowie kräftezehrenden Nächten vor der Prüfung endlich ein Ende setzen und dir stattdessen effizientes Lernen ermöglich.
In diesem Beitrag erwarten dich folgende Themen:
- Verstehen, wie unser Gehirn lernt
- Vorbereitung auf die perfekte Lernsession & was dabei im Körper passiert
- Einstimmung auf deinen Lernzyklus inkl. Atemübung
- Tipps für Konzentration & Fokus
- Dos & Don’ts für effektives Lernen
- Kurze Zusammenfassung
Tipps für effizientes Lernen: Power für deine Lernsessions
Um ein effektives und zielführendes Lernverhalten an den Tag zu legen, ist es hilfreich, sich ein paar Dinge vorab bewusst zu machen. Zum Beispiel, dass unser Gehirn im Alter von ca. 25 bis 27 Jahren in seiner Entwicklung quasi fertig ist. Von da an fällt uns das Erlernen von neuen Dingen sowie beiläufiges Lernen deutlich schwerer als früher. Folglich muss man ab Mitte 20 also um einiges produktiver lernen als noch in der Kindheit.
Wie sieht also die perfekte Lernsession aus, in der effektives Lernen tatsächlich gelingen kann? Wir hätten da einen Vorschlag:
- Vor deiner Lerneinheit solltest du 10 Minuten Handstände oder ähnliche gleichgewichtsfordernde Übungen machen, ein kurzes Eisbad nehmen, kalt duschen oder ein paar Atemübungen machen.
- Dann solltest du 90 Minuten so fokussiert wie möglich auf deine Unterlagen starren.
- Im Anschluss legst du die Füße hoch, schließt deine Augen, entspannst dich und denkst an etwas anderes.
Ok, das klingt jetzt erstmal vielleicht ganz schön schräg und wenig praktikabel. Aber all diese Tipps fußen auf den biochemischen Abläufen in unserem Körper, die dafür sorgen, dass wir fokussiert und effizient lernen können. Ausschlaggebend sind dabei zwei Stoffe – Epinephrin (Adrenalin) und Acetylcholin.
Die Ausschüttung von Epinephrin unmittelbar vor einer Lernsession soll unser Gehirn aufwecken und es so in einen aufnahmefähigen Zustand versetzen. Der Neurotransmitter Acetylcholin spielt im zentralen Nervensystem unter anderem eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung von Aufmerksamkeit sowie dem Bilden von Erinnerungen. Da verwundert es nicht weiter, dass Acetylcholin auch fürs Lernen ein wesentlicher Botenstoff ist.
Werden in deinem Körper also beide Stoffe vor deinen Lerneinheiten ausgeschüttet, herrschen bessere Lernvoraussetzungen als wenn du dich ohne das Zutun jener körpereigenen Hilfsmittel ans Pauken machst.
Und das führt uns zurück zu Punkt 1 auf der Vorbereitungsliste für eine perfekte Lernsession. Ein Handstand oder andere Balance-Übungen sorgen nämlich für die Ausschüttung von Acetylcholin. Bevor es für deine grauen Zellen ernst wird, solltest du also zunächst einmal kurz deinen Körper herausfordern und diesen so in einen Zustand bester Lernvoraussetzungen bringen.
Sind dir Handstände eine Nummer zu hoch, kommt hier die Variante für Nicht-Artisten:
Zu Beginn der Lernsession kannst du deinen Körper alternativ auch mit einer kalten Dusche oder ein paar gezielten Atemübungen (zum Beispiel nach der wissenschaftlich anerkannten Wim Hof Methode) wach rütteln.
Und wie gelingt die Freisetzung von Epinephrin, um dir effizientes Lernen zu ermöglichen?
Ganz einfach: Durch Freude am Lernen bzw. durch die Tatsache, dass einem die Inhalte, die man lernt, wichtig sind.
Zugegeben, das ist nicht immer so einfach. Es gibt schließlich auch Inhalte, die einen so gar nicht interessieren und trotzdem muss man da durch.
Dennoch hilft in jedem Fall ein positives Mindset. Führe dir dazu immer den Zweck und das Ziel des Lernens vor Augen (Warum ist es wichtig, diesen Stoff zu beherrschen, auch wenn er mich per se nicht sonderlich interessiert?).
Darüber hinaus ist es hilfreich, sich in Erinnerung zu rufen, dass es bei der Lernsession bzw. der anschließenden Prüfung um etwas geht. Somit kann auch die Angst vor dem Scheitern oder vor den Konsequenzen, wenn man sich nicht ausreichend vorbereitet, durchaus ein produktiver Antrieb sein.
Wichtig ist also, dass du dir eine wie auch immer geartete Motivationshilfe erschaffst.
Mit diesen simplen Tricks wird effizientes Lernen zum Kinderspiel
Du hast nun also die perfekte Grundlage für deine Lernsession geschaffen und Körper und Geist aufgeweckt. Super, dann geht’s jetzt an 90 Minuten hochkonzentriertes Lernen. Diese Zeit solltest du am Stück und ohne Ablenkungen durchhalten.
Danach darfst du dir aber in jedem Fall eine Pause gönnen, denn ein mehrstündiger Lernmarathon zählt nicht zu effizientem Lernen!
Warum nicht? Experten gehen davon aus, dass der Mensch immer wieder 90-Minuten-Zyklen durchlebt und unsere Konzentration nach ebenjener Zeit deutlich nachlässt. Auch innerhalb der 90 Minuten gibt es zudem Phasen erhöhter und abgeschwächter Konzentrationsfähigkeit.
So sind die ersten zehn Minuten deiner Lernsession lediglich dazu da, in das bevorstehende Thema reinzufinden. In dieser Zeit merkt man sich noch nichts. Es ist also vollkommen in Ordnung, die ersten zehn Minuten zu brauchen, um in einen Lern-Flow zu kommen.
Dann folgt eine Phase höchster Konzentration (ca. 60 Minuten), während die letzten 20 Minuten hingegen frustrierend sind. Auch das ist normal und gut so, denn genau in dieser kritischen Phase, in der man eigentlich gerne das Handtuch werfen würde, bleibt am meisten hängen. Denn genau in diesen Minuten stellt dein Gehirn fest, wo wichtige Verbindungen fehlen und markiert diese neuronalen Schaltkreise, was fürs Lernen enorm wichtig ist.
Die letzte Phase bringt somit am meisten – ähnlich wie beim Sport.
Ebenfalls sehr wichtig: Nach 90 Minuten Lernerei solltest du dich unbedingt ausruhen. Optimal ist tiefer Schlaf, aber auch ein Nickerchen oder eine Ruhephase auf der Couch sind hilfreich. Alternativ kannst du einen Spaziergang machen oder Rad fahren gehen.
Wichtig dabei ist, dass du dich in dieser Zeit mit etwas vollkommen anderem als deinem Lernstoff beschäftigst und dein Gehirn nicht mit neuem Lernstoff fütterst. Denn in dieser Phase verstärken sich jene neuronalen Schaltkreise, die zuvor markiert wurden.
Neben dem Lernen in Zyklen solltest du zudem darauf achten, dass du deine Lerneinheiten dann ansetzt, wenn du besonders wach bist. Das ist individuell unterschiedlich und daher solltest du selbst am besten wissen, wann du zu geistigen Höchstleistungen fähig bist und wann nicht. Als Faustregel gelten allerdings folgende Zeiträume als produktiv: 10 bis 14 Uhr und 16 bis 22 Uhr.
Außerdem fällt es Erwachsenen zum Teil schwer, mehrere Einheiten intensiven Lernens konzentriert durchzuhalten. Aber auch das ist individuell verschieden. Am besten probierst du einfach aus, wie viele 90-Minuten-Zyklen du gut schaffst, natürlich immer mit den entsprechenden Pausen dazwischen.
Damit du deine 90-Minuten-Session zudem besonders gut nutzen kannst, haben wir an dieser Stelle außerdem noch drei weitere Kniffe für effizientes Lernen für dich:
- Blicke dein Lernobjekt intensiv an, denn das Gehirn folgt automatisch deinen Augen; lasse dich durch nichts in der Umgebung ablenken.
- Wiederholungen des Erlernten sowie das Wissen über ähnliche Inhalte helfen beim Erlernen neuer Dinge; Wiederholungen sollten in immer längeren Abständen erfolgen.
- Händische Notizen und Selbst-Tests helfen dabei Erlerntes zu verinnerlichen, da das Gehirn Inhalte so gut verknüpfen kann; Inhalte anderen zu erklären oder sich abfragen zu lassen, hilft auch, ebenso wie andere über Inhalte zu prüfen.
Wir haben dir bereits einiges verraten, das unerlässlich für effizientes Lernen ist, im Umkehrschluss gibt es natürlich auch einige absolute No Gos:
- Ablenkung jeglicher Art: Das Handy muss weg; schalte Bildschirme ab, die nicht zwingend gebraucht werden etc.
- Schlechter Schlaf: Hol dir in Phasen intensiven Lernens stets genügend Schlaf.
- Zu spät anfangen: Kein Lernmarathon in der Nacht vor der Prüfung; rechtzeitiges Beginnen und Wiederholen des Gelernten sind das A und O.
- Zu leicht aufgeben: Halte durch und erinnere dich an die entscheidenden letzten Minuten deiner Lernsession.
Zusammenfassung: Das solltest du bei jeder Lernsession berücksichtigen!
Beiläufiges Lernen wird dir vermutlich immer schwerer fallen, nimm dir daher Zeit für deine Lernsessions. Bereite dich dementsprechend vor, indem du zunächst deinen Körper aktivierst (z.B. mit einer Balance- und/oder Atemübung). Dadurch werden körpereigene Botenstoffe ausgeschickt, die dir beim Lernen helfen. Auch ein positives und motivierendes Mindset hilft dir beim effektiven Lernen.
Lerne dann stets in wachem Zustand und mit vollem Fokus (keine Ablenkung) in 90-Minuten-Zyklen (kein Lernmarathon). Halte bis zum Schluss dieser 1,5 Stunden durch! Danach gönnst du dir eine richtige Ruhepause, damit sich das Gelernte setzen kann. Wiederholungen und Selbst-Tests in immer größeren Abständen helfen beim Vertiefen des Stoffs.
Außerdem wichtig: Kein Bulimie-Lernen in der Nacht vor der Prüfung. Schau lieber, dass du genügend Schlaf bekommst!
Für noch mehr Tipps zu effektivem Lernen empfehlen wir dir einen weiteren Blick in unser Magazin, etwa in den Beitrag „Effizienter Lernen: Querlesen“, in dem wir dir alles zur Schnelllesemethode des Quer- bzw. Diagonallesens verraten.
Last but not least möchten wir dir noch den Podcast von Andrew Huberman ans Herz legen. Der US-amerikanische Neurowissenschaftler erläutert im Rahmen dessen Abläufe im Gehirn sowie jene, die zwischen dem Gehirn und anderen Organen ablaufen, sowie weitere neurowissenschaftliche Erkenntnisse. Reinhören lohnt sich!